Dafür, welche Auflagefläche die beste für einen bestimmten Druckgeschwüregrad in der Dekubitustherapie ist, gibt es nach Ansicht von EPUAP (European Pressure Ulcer Advisory Panel) und ddl (Deutsche Dekubitus-Liga) derzeit keinen eindeutigen Beleg:
„Das EPUAP-Druckgeschwür-Klassifizierungssystem wurde als ein Leitfaden für Klinikärzte bei der Bewertung von Patienten entwickelt, und als Grundlage für sachkundige, klinische Entscheidungen in Bezug auf die Behandlung. Die Bereitstellung von spezialisierten, druckentlastenden Vorrichtungen könnte ein Faktor bei der Entwicklung eines allumfassenden Programms zur Pflege und klinischen Behandlung von einzelnen Patienten sein. Das EPUAP-Klassifizierungssystem wurde ausdrücklich nicht als ein Mittel zur Bewertung von einzelnen Produkten, die bei der Behandlung von Druckgeschwüren verwendet werden, entwickelt. Zurzeit gibt es keinen eindeutigen Beleg dafür, welche Auflagefläche die geeignetste für einen bestimmten Druckgeschwürgrad ist. Dieser Ansatz ist falsch, irreführend und wird weder von EPUAP unterstützt noch befürwortet.“ (Quelle: Übersetzung der EPUAP-Pressemitteilung vom 13.10.2008)
„Eine pauschale Lösung, etwa auf Basis von Dekubitusgraden oder nach festen Punktwerten verschiedener Assessments ist nicht möglich und führt unweigerlich zur Fehlbehandlung.“ (Quelle: ddl)
Die Auswahl des richtigen Hilfsmittels, zum Beispiel der richtigen Matratze, muss unter Berücksichtigung individueller Faktoren Ihrer Patienten, zum Beispiel von Grunderkrankungen, Wundsituation und Dekubitusrisiko erfolgen. Unterstützung bieten dabei die Patientenerhebungsbögen, die sowohl die Risikofaktoren als auch die Begleitbedingungen der Versorgung erfassen.
Auch im Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege vom DNQP wird explizit auf die Abstimmung der eingesetzten Hilfsmittel auf die körperliche und psychische Konstitution des Patienten, die priorisierten Pflege- und Therapieziele sowie die Berücksichtigung eventueller Nachteile, zum Beispiel Einschränkung der Eigenbewegung und Geräuschbelästigung bei energetischen Systemen, hingewiesen.
Die Auswahl einer Matratze anhand vom Hersteller angegebener Dekubituskategorien (-grade) unabhängig vom Patienten kann zu einer Erhöhung des Dekubitusrisikos bzw. zu einer Verringerung des möglichen therapeutischen Effektes führen und andere Therapieziele gefährden. Wir nehmen daher ganz bewusst keine Zuordnung unserer Matratzen zu Dekubituskategorien (-graden) vor. Sie können für alle Patienten unabhängig von Dekubituskategorien (-graden), also von Kategorie (Grad) 1 bis 4 eingesetzt werden.
Des Weiteren eignen sich unsere viskoelastischen Matratzen für alle Patienten mit einem Dekubitusrisiko, bei denen die im Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege geforderten Bewegungskonzepte angewendet werden können. Erste gute Reviews und Metaanalysen belegen, dass bei Einsatz viskoelastischer Matratzen das Lagerungsintervall von zwei auf vier Stunden ausgeweitet werden kann.
Entsprechend den Vorgaben von EPUAP und NPUAP sollten lediglich Hochrisikopatienten, bei denen eine Dekubitusprophylaxe durch Umlagerung und Bewegung aufgrund medizinischer Indikationen nicht möglich ist, auf einem energetischen System gelagert werden. Wenngleich auch bei dieser Patientengruppe bisher wenig evidente Belege für eine bessere Wirksamkeit energetischer Systeme im Vergleich zu viskoelastischen Matratzen vorliegen.
Eine umfassende Recherche dazu finden Sie in der Literaturstudie des Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege vom DNQP.